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#26 Kritische innere Stimmen – und wie du ihnen den Wind aus den Segeln nimmst

Kennst du das? Du bist gerade dabei, etwas Neues auszuprobieren – und dann meldet sich diese innere Stimme, die kein gutes Haar an dir lässt. Sie klingt so selbstverständlich, als hätte sie das Recht, über dich zu urteilen:


  • „Das schaffst du nicht.“

  • „Du bist nicht gut genug.“

  • „Andere können das viel besser als du.“


Oder vielleicht spricht sie in der Ich-Form:

  • „Ich bin es nicht wert.“

  • „Ich werde sowieso scheitern.“

  • „Ich bin nicht talentiert genug.“


Egal ob in der Du- oder Ich-Form – diese Stimme fühlt sich oft an, als sei sie ein Teil von dir. Und genau das macht sie so gefährlich.


Woher diese Stimme kommt

Diese kritische Stimme ist nicht einfach aus dem Nichts entstanden. Oft hat sie ihre Wurzeln in unserer Kindheit:


  • Eltern, die uns „nur helfen“ wollten, indem sie auf unsere Fehler hinwiesen.

  • Lehrer, die meinten, wir müssten uns „mehr anstrengen“.

  • Situationen, in denen wir uns klein oder ungenügend gefühlt haben.


Unser Unterbewusstsein hat diese Botschaften gespeichert – und irgendwann fangen wir an, sie selbst zu wiederholen. Aus der Stimme anderer Menschen wird die innere Stimme.


Warum diese Stimme so glaubwürdig klingt

Das Gemeine ist: Diese innere Stimme kennt dich gut. Sie weiß, welche Knöpfe sie drücken muss. Sie klingt vertraut – oft sogar wie deine eigene Stimme.

Und weil sie so vertraut klingt, hinterfragst du sie nicht. Du denkst: „Naja… vielleicht hat sie ja recht.“

Das ist, als würdest du in einer Stadt leben, in der seit Jahren jeden Morgen jemand über einen Lautsprecher sagt: „Der Himmel ist grün.“ Am Anfang würdest du lachen. Aber nach genug Wiederholungen würdest du anfangen, es zu glauben.


Das Ziel: Distanz schaffen

Bevor wir diese Stimme entmachten können, müssen wir sie von uns selbst trennen. Wir müssen aufhören, sie als „mich“ oder „die Wahrheit“ zu sehen – und anfangen, sie als das zu erkennen, was sie ist: Eine alte, abgenutzte Schallplatte, die nicht mal mehr gut klingt.


Die Übung: Stimme verändern

Hier kommt der spaßige Teil – und glaub mir, das funktioniert.


  1. Erkenne die Botschaft

    Warte nicht, bis ein perfekter Moment kommt. Beim nächsten Mal, wenn sich diese Stimme meldet, halte kurz inne und höre genau zu. Wiederholt sie gerade einen der Klassiker? „Du kannst das nicht.“ „Ich bin nicht gut genug.“ „Du wirst dich blamieren.“


  2. Verändere die Stimmlage

    Stell dir vor, diese Stimme würde klingen wie eine Comicfigur. Donald Duck, Mickey Maus, Minions – such dir was Lustiges aus. Lass den Satz nochmal laufen, aber diesmal mit einer quiekigen, übertriebenen oder piepsigen Stimme.


  3. Verändere die Geschwindigkeit

    Stell dir vor, die Stimme spricht den Satz rasend schnell – wie ein Hörbuch auf 4-facher Geschwindigkeit. Oder so langsam, dass du fast einschläfst. Beides nimmt sofort den Ernst raus.


  4. Wechsle das Pronomen

    Wenn die Stimme „Du“ sagt („Du schaffst das nicht“), ändere es zu „Sie“: „Sie schaffen das nicht. “Klingt plötzlich wie ein völlig fremder Mensch, oder? Wenn sie in der Ich-Form spricht („Ich bin wertlos“), ändere es zu „Er“ oder „Sie“: „Sie ist wertlos.“ Merkst du, wie absurd das plötzlich klingt?


  5. Übertreibe ins Lächerliche

    Stell dir vor, die Stimme trägt eine Clownsnase. Oder sie kommt aus einem uralten Grammophon, das ständig kratzt und hängen bleibt. Vielleicht steht sie auch in einer völlig falschen Umgebung – wie ein seriöser Nachrichtensprecher in einer Hüpfburg.


Warum das funktioniert

Unser Gehirn nimmt Dinge, die emotional aufgeladen sind, sehr ernst. Negative innere Stimmen haben Macht, weil wir sie mit Ernsthaftigkeit und Wahrheit verbinden.

Sobald du ihnen eine lächerliche oder unpassende Form gibst, bricht diese emotionale Verbindung. Du kannst gar nicht mehr so sehr an den Satz glauben – weil dein Gehirn gleichzeitig lachen muss.

Das ist nicht nur Psychologie, das ist Neuverkabelung. Du zeigst deinem Gehirn: „Das ist nicht die Wahrheit, das ist nur ein Geräusch, das ich verändern kann.“


Regelmäßigkeit ist der Schlüssel

Mach diese Übung jedes Mal, wenn die kritische Stimme auftaucht. Am Anfang fühlt es sich vielleicht albern an – genau das ist der Punkt.

Nach ein paar Wochen wirst du feststellen:


  • Die Stimme taucht seltener auf.

  • Wenn sie auftaucht, erkennst du sie sofort.

  • Sie verliert ihre Autorität.


Eine kleine Geschichte

Eine Klientin von mir hatte den Glaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug.“Diese Stimme klang streng, ernst, tief – wie eine strenge Schuldirektorin.

Ich bat sie, den Satz noch einmal zu hören, aber diesmal als würde er von einer quiekenden Comicfigur gesprochen. Sie lachte so sehr, dass sie kaum sitzen konnte.

Ein paar Tage später schrieb sie mir: „Die Direktorin hat gekündigt. Jetzt steht da nur noch Donald Duck, und den nehme ich nicht mehr ernst.“


Deine Aufgabe für die nächsten 7 Tage

  1. Hör bewusst auf deine innere Stimme, besonders in Momenten, in denen du dich unsicher fühlst.

  2. Sobald du eine kritische Botschaft bemerkst, verändere ihre Stimme, Geschwindigkeit oder das Pronomen – oder alles zusammen.

  3. Wiederhole den Satz mehrmals in der veränderten Form, bis er sich lächerlich anfühlt.


Mach dir keine Sorgen, wenn du dabei lachen musst – genau das ist der Plan. Lachen löst den Ernst, und Ernst ist das, was diese Stimme stark macht.


Erinnerung: Du bist nicht deine Gedanken. Und schon gar nicht bist du diese kritische Stimme. Du bist derjenige, der entscheidet, ob sie überhaupt eine Bühne bekommt.

 
 
 

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