#27 Der Zen-Meister und die laute Trommel
- Martin Dollhäubl

- 15. Aug.
- 1 Min. Lesezeit
Eine alte japanische Überlieferung besagt:
In einem kleinen Dorf in Japan lebte vor vielen hundert Jahren ein Zen-Meister.
Sein Haus lag am Rand des Marktplatzes, und genau gegenüber wohnte ein Mann, der eine riesige Trommel besaß. Jeden Morgen begann er schon bei Sonnenaufgang, auf dieser Trommel zu schlagen – laut, unregelmäßig und völlig ohne Rücksicht.
Die Dorfbewohner beschwerten sich ständig:„Meister, du musst etwas unternehmen! Wir werden wahnsinnig bei diesem Lärm!“
Der Meister aber lächelte nur und sagte: „Die Trommel gehört ihm. Mein Ohr gehört mir.“
Als ein Schüler ihn fragte, wie er mit diesem Lärm überhaupt meditieren könne, erklärte der Meister: „Am Anfang habe ich auch nur den Krach gehört. Ich habe ihn gehasst.
Doch irgendwann habe ich beschlossen, nicht die Trommel zu hören – sondern den Raum zwischen den Schlägen. Dort ist Stille. Und in dieser Stille habe ich Frieden gefunden.“
Die Weisheit dahinter
Die Trommel ist wie unsere kritische innere Stimme: Sie macht Lärm, wiederholt sich, drängt sich auf. Wir können sie nicht immer abstellen – aber wir können entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.
Wenn wir den „Raum zwischen den Schlägen“ suchen, finden wir Stille, Ruhe – und oft sogar die Erkenntnis, dass der Lärm irgendwann von selbst aufhört.



Kommentare