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#9 Die Sache mit Hans Peter U. und seiner Pyramide

Hans Peter U. ist ein gebürtiger Oberösterreicher. Einer von der gemütlichen Sorte – einer, der beim Billa an der Kassa mit der Verkäuferin plaudert, der seine Nachbarn kennt und der beim Wirten ums Eck schon einen Kaffee hat, bevor er „Grüß Gott“ sagen kann.

Er ist freundlich, hilfsbereit und hat einen trockenen Humor – aber irgendwie… war er dauernd unzufrieden. „Ich muss mal was ändern“, sagte er eines Tages.

Also fing er unten an seiner „Lebenspyramide“ an:


Er kaufte sich neue Möbel. Schicke Möbel. Sehr schicke Möbel. Er dachte: „Wenn die Wohnung schöner ist, bin ich bestimmt glücklicher.“

Das hielt genau drei Wochen. Dann nervte ihn wieder der Job.

Also wechselte er den Job. Dachte: „Wenn ich einen besseren Chef habe, wird alles gut.“ Der neue Chef war tatsächlich netter – aber drei Monate später fühlte sich Hans Peter wieder wie vorher.

Daraufhin meldete er sich zu einem Kochkurs an. Er dachte: „Wenn ich neue Fähigkeiten habe, dann…“Er konnte danach zwar perfekte Soufflés zaubern, aber sein Leben schmeckte trotzdem irgendwie fad.

Eines Abends saß Hans Peter frustriert auf seinem schicken neuen Sofa, aß ein perfekt gelungenes Soufflé – und seufzte. Seine Katze Minka sprang zu ihm, setzte sich vor ihn und starrte ihn lange an. Er sagte: „Was guckst du so?“ Und Minka (also, in Hans Peters Kopf zumindest) antwortete: „Vielleicht solltest du mal überlegen, wer du eigentlich bist, und nicht nur, was du alles hast.“


Das traf ihn. Er begriff: Er hatte immer unten an der Pyramide herumgeschraubt – Möbel, Job, Hobbys – aber oben, an seiner Identität, hatte er nie etwas verändert. Er hatte sich nie gefragt: „Wer will ich wirklich sein?“ oder „Wofür stehe ich eigentlich morgens auf?“


Von da an fing Hans Peter ganz oben an. Er entschied: „Ich bin jemand, der Freude in die Welt bringt.“ Und plötzlich änderte sich sein Blick: Er sprach Menschen mit einem Lächeln an, machte kleine Witze im Büro, half ohne Grund. Nach und nach passte sich auch der Rest seiner Pyramide an – der Job machte mehr Spaß, Freundschaften wurden tiefer, selbst das Soufflé schmeckte besser.


Heute sagt Hans Peter U.: „Wenn du immer nur unten an der Pyramide rumschraubst, ist das wie Möbel umstellen auf einem sinkenden Schiff. Fang oben an – und das ganze Schiff fährt in eine neue Richtung.“

 
 
 

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